Kürzlich bin ich auf zwei Bestenlisten gestossen, die eine "Adventure", die andere "Rollenspiel". In beiden war Disco Elysium gelistet und das sagt sehr viel aus über dieses Spiel Denn letztendlich verlieren die Autoren/Designer völlig den Fokus, was Elysium eigentlich sein soll und ergötzen sich nur noch an ihrer "Kreativität". Am Ende war ich nur noch genervt von überbordendem Gelaber und den dauernden Versuchen, meinen(?) Charakter in irgendeine Schublade pressen zu wollen. Und während selbiger Clean wurde, hatte ich mehr und mehr das Bedürfnis, mich anständig zu besaufen. Vielleicht wäre ich dann bereit für das abstruse und unglaubwürdige Ende gewesen. Den zweiten Stern gibt es derweil für die interessante Spielmechanik und die durchaus solide Basis. Es hätte was werden können.
Audiovisuell ist das Spiel ohne Zweifel ein Syberia, Musik und Grafik sind wie bei den Teilen zuvor beeindruckend und stimmungsvoll. Auch die Story schließt scheinbar (un)mittelbar an Teil 3 an und weist damit eine Kontinuität auf. Und dennoch habe ich mich die ganze Zeit nicht wie in einem Syberia gefühlt. Es liegt wohl daran, dass The World before ganz andere Themen behandelt, als es seine Vorgänger tun. So hätte sich das Spiel sicherlich sehr gut als "Syberia - The Kate Walker Story" gemacht, mit einem Erscheinen nach einem Syberia 4, dass die Rückreise der Youkol umfasst, um dann zu erklären, warum Kate so ist, wie sie ist, und getan hat, was sie eben dann in der "Hauptserie" getan hat. Als Syberia 4 versagt es aber in gewisser weise. Da noch dazu kommt, dass The World before praktisch kurz vor dem Ende endet, lässt mich das Spiel einfach ein wenig ratlos und enttäuscht zurück, so dass ich dann eben nur 3 der möglichen 5 Sterne vergeben kann.
Witcher 2 hätte ein richtig gutes Spiel werden können, die Hauptstory mit all ihren Intrigen, Wendungen und Einflussmöglichkeiten darauf bot den idealen Hintergrund dafür. Leider hat man die Chancen, die einem geboten wurden, nicht genutzt, da man deutlich mehr Gewicht auf die Konsolen gelegt und damit drumherum im Vergleich zum ersten Teil eigentlich alles verschlimmbessert hat - Kampfsystem, Inventar und Handel, Würfeln uvm haben eine falsche Richtung eingeschlagen. Dazu kommen technische Defizite (häufige Absürze*, fehlende Questmarker, Bugs in Questabläufen), störende Charakterwechsel sowie Momente, in denen das eigentlich sehr erwachsene Rollenspiel anscheinend plötzlich von einem 14jährigen DSA-Meister übernommen wurde. *Ich musste länger suchen, aber der Fehler ist wohl in der Lokalisation zu suchen. Nach einen Fan-Patch lief das Spiel weitestgehend stabil. Man suche nach "The Witcher 2 Enhanced Edition German Crash Fix".
Das Spiel wurde von "Tactical Adventures" entwickelt, und man bekommt genau das. Das ist auf der einen Seite gut, auf der anderen Seite halt nicht so. Der Fokus liegt hier recht stark auf den Taktischen Kämpfen, auch wenn man sich an zwei oder drei Stellen mit etwas Würfelglück auch durchquatschen kann. Ob dafür nun die D&D-Regeln gut geeignet sind, muss jeder für sich selber entscheiden. Imho gibt es sicherlich bessere, aber insgesamt funktioniert das alles recht gut, abgesehen von kleineren Problemen in der Dreidimensionalität (Flugrouten, Platzierung von Flächenzaubern). Man muss sich halt an die Regeln gewöhnen, zumal eigentlich jedes P&P-RPG, das so alt ist, irgendwie auch überfrachtet ist. Letztendlich sind die Kämpfe aber der große Pluspunkt hier. Das große Minus ist, dass Solasta als Rollenspiel verkauft wird. Diesem Anspruch wird es leider doch eher nur begrenzt gerecht. Zwar hat man eine befriedigend umfangreiche Charaktererschaffung und es ist auch nett zu sehen, wie unterschiedlich die Charaktere dann Szenen kommentieren, aber das war es auch schon. Die Welt ansich ist eher lieb- und leblos und vor allem kommen sonstige Rollenspielaspekte wie z.B. eine gewisse Entscheidungsfreiheit deutlich zu kurz. Es ist schlicht mehr Adventure denn RPG und alles in allem sehr "80er-P&P". Der Rest, der hier kritisiert wird, ist imho eher Geschmackssache. Mir fehlte ein wenig eine Art Lexikon, dass z.B. die Zaubersprüche genauer erklärt, da musste ich doch etwas zuviel Rumprobieren. Dafür habe ich mich weniger an der Grafik gestört, da habe ich halt von vorneherein nicht mit AAA-Niveau gerechnet und wenn ich sehe, wie manch Pixel-Art-Game gefeiert wird, mag ich hier deswegen kein Fass aufmachen. Zudem blieb ich von Bugs nach Abschluß der EA-Phase weitestgehend verschont. Am Ende steht für mich, dass man, wenn man nicht mit der falschen Erwartungshaltung in das Spiel geht, damit auch eine Menge Spaß haben kann.
Insgesamt ein schönes Abenteuer, das aber vom Rätseldesign nicht 100% überzeugen kann. Zudem bleibt imho der Hauptcharakter etwas blass, eine April Ryan aus "The Longest Journey" (welches dafür andere Schwachpunkte hat) kam da deutlich besser rüber. Auch, und das ist für mich der größte Schwachpunkt, ergötzen sich die Macher zu sehr an ihrem (durchaus gelungenen) Artwork. Es gibt einfach viel zu viele unnötige Szenen, die man auch noch mehrfach durchqueren muss, ohne dass dort etwas zu tun wäre. Das hätte man kompakter gestalten müssen.
Die Portierung ist besser gelungen als beim ersten Teil. Das Spiel startet aus Galaxy heraus und bis auf den ein oder anderen Stuck bleibt es auch nicht hängen. Das war's leider aber auch aus meiner Sicht mit den guten Nachrichten. Ansonsten bleibt festzuhalten, dass man die Story als "ok" bezeichnen könnte, wäre da nicht der krampfhafte Versuch gewesen, das ganze irgendwie mit der Welt Arcadia zu verbinden. So schön es war, die bekannten Charaktere "wiederzusehen", so enttäuschend war es, dass sie weitestgehend ihren Charme, ihren Witz und ihren Charakter verloren haben. Die Charakterwechsel kommen in den meisten Fällen unvermittelt, oft fehlt dabei die Sinnhaftigkeit, die Rätsel sind relativ schwach und werden zunehmend seltener, gegen Ende wird das Spiel mehr und mehr zu einer VN. Von den unterschiedlichen Lösungswegen bleibt eigentlich auch nichts über. Bei Dialogen spielt die Auswahl keine Rolle, Schleichen ist zumeist keine Option, sondern Zwang und mögliche Kämpfe aufgrund der missratenen Steuerung ein Krampf im Allerwertesten. Alles in allem ein Spiel mit vielen Ambitionen, denen es leider viel zu selten gerecht wird.
The Longest Journey hat viel von einem guten Adventure, eine gute Story, interessante Charkatere usw. Leider mangelt es den Rätseln an Zahl und Qualität. Zudem ist der Port schlicht und ergreifend nicht gut, so fehlen zum Beispiel viele Lokalisierungen, obwohl es sie damals schon gab, das Spiel ist nicht über Galaxy zu starten und man hadert mit diversen Programmabstürzen.
Für mich ist das ein Spiel, bei dem man neugierig sein muss. Neugierig die Welt zu entdecken, neugierig die Geschichte zu erleben. neugierig die Charaktere kennen zu lernen. Dafür hat das Spiel alles, was es braucht, eine schöne Atmosphäre, eine interessante Geschichte, liebenswerte und schrullige Charaktere. Detailliertere Karten, ausführlichere Questlogs und ähnliche Dinge, die den Spieler an die Hand nehmen, sind hier fehl am Platze. Zwar hätte man sich im Bereich Gameplay und Quests ein bisschen mehr gewünscht, aber alles in allem ist es ein schönes Spiel - wenn man sich darauf einlässt und das Kind in sich findet.
Ein Satz mit X ... Die Schleichpassagen passten ja noch ganz gut und den QTE kann man verzeihen. Aber es waren zuviele Trial&Error-Rätsel dabei (siehe Rabe) und die Story hatte zwar gegen Ende einen netten Plottwist, hatte aber ebenso dicke Lücken (Gwen im Bunker, Gwens Amulett als Türöffner) und ein annähernd grausames Ende. Die Grafik der Cut-Scenes war auch eher mau und wenn im Spiel Charaktere zwischenzeitlich durch die Gegend rutschen, ist das auch peinlich. Alles in allem wirkt das Spiel von vorne bis hinten so, als sei es unter Zeitdruck beendet worden, daher diesesmal nur 2/5 Sternen.
Ansich ist Lost Horizion ein wirklich gutes Adventure. Für den ein oder anderen Knobelexperten könnten die Aufgaben vielleicht ein wenig einfach sein, da man zum einen oft nur wenige Gegenstände im Inventar hat und zum anderen nur selten um die Ecke denken muss, aber alles in allem ist es eine gute Rätselqualität. Und bis auf ein paar Logiklücken (der Hauptcharakter kann sich z.B. zwar Reisen rund um die Welt leisten, ist vor Ort aber immer pleite), ist die an Indiana Jones angelehnte Story durchausgelungen. Leider wird diese Story aber gleichzeitig unglaublich zäh erzählt. Lange Gespräche und vorgelesene Texte und Gedanken verdammen einen mitunter minutenlang zur Untätigkeit. Und da leider auch die Sprecher nicht wirklich überzeugen, insbesondere, da sie kaum mal unterschiedliche Stimmungen transportieren, ist diese Story zugleich Fluch und Segen. Letztendlich wurde so für mich aus einem guten bis sehr guten Adventure-Erlebnis leider nur ein durchschnittliches.
