

Bin sehr zufrieden mit der Remastered-Version. Man kann hiermit die Klassik-Version spielen, aber die glatte Remastered-Grafik ist perfekt gelungen, ohne den Stil zu verfälschen. Auch das neue Item-Rad ist sehr bequem, da man nicht mehr nach den richtigen Aktionswörtern suchen muss. Symbole findet das Gehirn schneller als Wörter. Außerdem wird so weniger Bildschirmplatz vom Textmenü belegt. Nur bei der Musik habe ich mich für die klassische Version entschieden, weil die neue Version für mich eine andere Stimmung vermittelt.

Empfehlenswert für Leute, denen der Witcher 3 zu westlich-modern geprägt und mythologisch inkorrekt war. Ein Spiel, das aufmerksames Lesen der Texte voraussetzt und belohnt. Für Spieler, die Interesse an slawischer Kultur, Märchen und Sagen haben. Die Charaktergrafiken wirken vielleicht etwas hölzern, aber darüber kann man leicht hinwegsehen. Das Kartenspiel, welches das Kampfsystem darstellt, habe ich noch nicht so ganz verstanden, aber das muss man auch nicht unbedingt. Die russischen Dialoge sind von guten Synchronsprechern komplett vertont worden. Der Soundtrack enthält wunderschöne Volkslieder vom Studentenchor der staatlichen Kunst- und Kulturhochschule Perm.

Technisch ganz in Ordnung, ich hatte bisher keine größeren Spielfehler. Die deutsche Übersetzung ist etwas verbesserungsbedürftig, da war kein Profi am Werk. Leider gibts auch keine deutsche Vertonung. Ohne die ständige Politisierung und Bombardierung mit verzerrten Ideologien und Gesellschaftskritik könnte es ein gutes Spiel sein.

Ein gutes Rollenspiel mit ein paar Problemen. Es ist definitiv nichts für innerlich Getriebene oder Ungeduldige. Die Grafik ist hübsch, die Handlung passt, die Figuren sind niedlich, die Texte amüsant. Aber man muss so viel watscheln, der kleine Finger tut vom Rennen weh. Oft muss man die schwere Wachenrüstung tragen, wenn man nicht ständig schleichen will. Dadurch kann man aber nur langsam laufen. Auch wenn der Schmied später die Rüstung verbessert, wird man nicht viel schneller. Die Vorteile der anderen Anzüge, welche man im Verlauf des Spiels sammeln kann, lassen sich kaum nutzen, da man sich im Bereich der Wachen ständig tarnen muss. Die Wege sind lang und unübersichtlich. Die Orientierung muss man sich mental erarbeiten. Es gibt keine Minimap (nur eine aufklappbare große Karte), keinen Kompass, keine Teleporter. Das ist was für Fans der Gothic-Reihe. Ein paar Quests waren besonders unangenehm, z. B. das Pilzesammeln (manche Pilze wachsen nur nachts), das Anzünden der Kerzen auf den Heldengräbern in der richtigen Reihenfolge (merkwürdigerweise hat einer der Helden offenbar in der deutschen Version einen anderen Namen als in der englischen), das Suchen der Urnen im Bereich der Katakomben (auch hier deutsche Spezialnamen: Duinlan => Diluin, Hythe => Burke), der Endkampf ohne vorhergehenden Speicherpunkt. Außerdem gibt es Quests, die man ab einem bestimmten Punkt nicht mehr erledigen kann. Sobald Gusto und Fatale aus ihrer Zelle fliehen, lassen sich etwa die Quests "Fatales Geheimnis" und "die Rückkehr des Stielauges" nicht mehr erledigen, womit man ein Stück von der Geschichte verpasst und nebenbei auch zwei Errungenschaften. Zum Nachholen der restlichen sechs Errungenschaften fehlt mir die Motivation, zumal man dazu das komplette langsame Spiel ohne zu essen und ohne gehauen oder enttarnt zu werden wiederholen müsste, was ziemlich viel Speichern und Neuladen erfordert.