Dawn of Man ist für mich das beste Aufbauspiel, das ich bisher kenne, und ich kenne einige. Die Graphik ist hübsch, hat beim Wechsel der Jahreszeiten eine wunderschöne (Licht-)Stimmung, die Landschaft ist gelungen (soll heißen: glaubhaft), wenn auch wenig abwechslungsreich. Die Flora und Fauna wird sehr realistisch dargestellt und Tiere verhalten sich realistisch. So ist deren Lebenszyklus z.B. auf die Jahreszeitenabfolge abgestimmt. Je nach Art dauert etwa ihre Kindheit verschieden lang. Sehr gelungen finde ich auch die Charakteranimationen. Man erkennt auch weit herausgezoomt an der Art der Bewegung wie es den Leuten geht, ob sie alt oder jung sind, fit oder zum umfallen müde, etc. Nur allzu sehr reinzoomen sollte man halt nicht, da ist graphisch noch Luft nach oben. Was mich am meisten begeistert ist, daß sie wirklich so etwas wie "Intelligenz" besitzen und nicht wie Roboter oder Idioten herumeiern. Wenn einem die Leute verhungern, erfrieren oder verdursten, besonders wenn man sie weit weg schickt, ist man meistens selbst schuld. Die Typen suchen sich sehr wohl Nahrung unterwegs, finden sie jedoch nur in warmen Jahreszeiten. Also sollte man überlegen, wann man was in Auftrag gibt. Bei Großprojekten, die über mehrere Jahre dauern (Steinkreis, etc) muß man eben uterstützend Infrastruktur schaffen (Brunnen zum Beispiel). Okay manchmal hätte ich schon am liebsten den Einen oder Anderen erschlagen, wenn er zum Beispiel einen entfernten Brunnen baut, der dann fast fertig ist und wenn der Typ noch drei mal draufgehauen hätte, hätte er trinken können. Er aber ist durstig, also bricht er ab und wandert zum nächsten Fluss - "kilometerweit" in irgend eine Richtung und danach zurück zum Dorf, wo er wahrscheinlich nie mehr ankommt. Sehr gut finde ich, daß man durch festlegen von Operationsgebieten und Resourcenlimits alles steuern kann ohne einen direkten Befehl geben zu müssen - was aber auch geht. Sehr empfelenswert für alle, die relaxed spielen möchten.
Ich würde gerne wissen, ob all diese Leute, die so überschwenglich 5 Sterne vergeben, dieses Spiel auch wirklich gespielt haben (gilt bei GOG für viele Spiele) und wenn ja wie lange, denn der erste Eindruck ist hervorragend, spielbar scheint das Ding jedenfalls nicht zu sein. Den geringen Umfang des Spieles fände ich sogar positiv, wenn ich dafür volle Kontrolle über alles hätte. Ein hochkomplexes Aufbauspiel, wie zum Beispiel die Anno-Reihe ist natürlich eine feine Sache, aber manchmal wünsche ich mir dabei, mich mehr auf meine Planung konzentrieren zu können ohne andauernd irgend welche sinnlosen Quests erfüllen zu müssen oder von irgend jemanden angegriffen zu werden. Dafür wäre ein "schlankes" Spiel wie Banished eigentlich hervorragend geeignet. Was wirklich nervt, ist die KI, die die Einwohner als Vollidioten agieren lässt. Wie zum Beispiel, wenn man einer Baustelle etliche Bauarbeiter zugewiesen hat und die mit dem Bau (jahrelang) nicht beginnen können, weil auf dem Baugrund ein Baum wächst. Arbeiter, die aus irgend einem Grund ihre Arbeit nicht verrichten können, suchen sich irgend eine andere (vorgeblich sinnvolle) Beschäftigung. Klingt ja clever, führt aber dazu, dass meine Bauarbeiter, behindert durch den Baum eben nicht bauen, auch nicht den Baum fällen, nein sie gehen in den Wald und machen dort Holz. Es ist meist schwierig, herauszufinden, warum die Typen nicht das tun, was man erwartet und das Spiel gibt keine Info, geschweige denn eine Warnung. Man hat leider keine Zeit sich um diese Dinge zu kümmern, weil man - und das ist der wahre Grund, warum ich das Spiel für nicht gelungen halte - einen verdammt schmalen Weg beschreiten muss und das noch im richtigen Timing, um zu bestehen. Falls das überhaupt geht, mir ist es bisher noch nicht gelungen. Schade.
