Ich kann mich an ein Rätsel erinnern, dass etwas raffinierter war. Ansonsten besteht das Gameplay fast ausschließlich aus: Gang entlang laufen, Tür öffnen, Raum betreten, Raum verlassen. Dreieinhalb Stunden lang (inklusive aller drei Enden) latsche ich von Raum zu Raum und fast jeder sieht aus wie der andere. Es gibt kaum Items und keine Rätsel, keine Secrets und keine Easter Eggs. Wenn das Spiel nur so viele Türen bieten würde, wie für sein Gameplay auch wirklich wichtig sind, hätte ich es bestimmt in einer Stunde durchgespielt. Dieser originelle Schraffierungsstil ist die erste große Stärke des Spiels. Die zweite große Stärke sind die verstörenden und “visceral” Sequenzen, in denen wir uns zum Beispiel selbst eine Ader aus dem Unterarm reißen. Das Schöne an Body Horror ist, dass wir uns alle hineinversetzen können und bei diesen Sequenzen hat mir mein eigener Körper doch etwas Unbehagen signalisiert. Ich will dem Entwickler niemals seine eigenen Erfahrungen mit Depressionen oder OCD absprechen. Aber Neverending Nightmares war für mich noch nicht einmal Psychological Horror. Der Protagonist ist die ganze Zeit so sehr mit der Frage “What the fuck is happening?!?” beschäftigt, dass seine eigentliche Gefühlswelt verschlossen bleibt. Hat er Schuldgefühle? Womöglich. Ist er traurig? Vielleicht. Ist er träge? Wahrscheinlich. Es gibt so wenige NPCs, dass wir nie sehen, wie er sich im Gespräch mit anderen verhält. Er befasst sich nicht tiefer mit seiner Situation. Das Spiel versucht sich zwar an Environmental Storytelling und so konnte ich mir auch ein Bild davon verschaffen, was die Story in etwa aussagen will. Dass die Räume und Gänge das Hauptmedium der Erzählung sind, hebt aber nur noch weiter die größte Schwäche des Spiels hervor – dass sich die Dutzenden Räume und Gänge so gut wie gar nicht unterscheiden. Wenn du nach meiner Kritik denkst „Anstatt es zu spielen, schau ich es mir doch lieber an“, findest du hier mein Let's Play: https://youtu.be/-xWBgwcr264