Das Spiel macht stellenweise Spaß, leider lässt die Story einen komplett kalt. Da CDPR den Witcher-Stoff so wunderbar aufgearbeitet hat, habe ich erwartet, ähnlich spannende Geschichten auch in Cyberpunk 2077 vorzufinden. Leider fühlt sich das Spiel wie ein wilder Mix aus Mass Effect, WatchDogs, FarCry und GTA an, nur dass ich überhaupt keinen Draht zu den Figuren aufbauen konnte. Takemura war mir von allen noch der Liebste, die Arasakas am interessantesten - das war wohl kaum die Absicht der Entwickler?! Dank der nervigen Radiomusik kommt beim Herumfahren in Night City nie wirklich Stimmung auf. Statt düsterer Tiefgründigkeit und philosophischen Exkursen wie in Ghost in the Shell wird man mit hirnlosen Gegnermeuten und viel Ballerei bei Laune gehalten. Die scheinbare Freizügigkeit des Spiels beschränkt sich auf Werbeplakate und eine im Nachhinein lächerliche Genitaloption, die niemals zum Einsatz kommt, denn im eigentlichen Spiel ist die Unterhose plötzlich doch angetackert - was soll das? Im Reavealtrailer vor Jahren schien Alt Cunningham im Zentrum zu stehen, die wirklich wie eine interessante Figur wirkt - dumm nur, dass sie zu einer winzigen Nebenrolle verkommen ist. Ich hätte gern auf die Entscheidungsmöglichkeiten im Spiel verzichtet, wenn sie dafür wenigstens einen vernünftigen Handlungsstrang abgeliefert hätten! Am Ende steht fest, dass der Fokus von Cyberpunk 2077 nicht auf dem Storytelling liegt. Wer von Ghost in the Shell oder anderen Cyberpunkmedien keine Ahnung hat, findet hier ein Spiel wie jedes andere der letzten Jahre. Es macht nichts gut, nichts wirklich schlecht und darum liegt es weit unter dem gewöhnlichen Niveau von CDPR. Nach gerade einmal 40h war ich durch und werd's wohl nie wieder anrühren - traurig.
