Das Spiel ist sehr kurz von daher werde ich mich auch mit meinem Review kurz fassen: Die Graphik ist hübsch, die Story in Ordnung, wenn auch mir persönlich zu sentimental, das Gameplay ist quasi nicht vorhanden. Einen Versuch ist das Spiel vielleicht Wert, auch wenn es nicht begeistert, und auch nicht wirklich ein Spiel ist. Vom Hocker hat es mich allerdings nicht gehauen, außer vielleicht die Graphik, die wirklich sehr schön ist und mein Hauptkaufgrund war.
Die große Stärke von Divinity: Original Sin ist, dass es den Spieler dazu anregt, eigene Lösungen für die sich auftuenden Probleme finden. In vielen Spielen bedeutet Handlungsfreiheit, dass man bei der Lösung einer Quest zwischen mehreren Optionen wählen kann, die sich die Entwickler als mögliche Lösung der zu bewältigenden Aufgabe ausgedacht haben. In D:OS dagegen kann man viele Situationen auf eine Art und Weise lösen, an die die Entwickler wahrscheinlich nicht gedacht haben. Oft wird man vor die Herausforderung gestellt, dass einem das Spiel zwar sagt WAS man machen muss, WIE man es macht, wird einem aber im Gegensatz zu 99% aller anderen Rollenspiele nicht vorgekaut. Zum Beispiel gibt es eine Quest, für die man einen Gegenstand einstecken muss, deren Besitzer direkt daneben steht. Die offenbar vom Entwickler vorgesehene Lösung ist, dass man den Besitzer weglockt und in seiner Abwesenheit den Gegnstand einsteckt. Man kann aber auch eine Rauchgranate werfen und den Gegenstand einfach so einstecken, ohne dass der Besitzer etwas sieht. Ebenso verhält es sich auch mit den Kämpfen. Durch kreative Verkettung unterschiedlicher Fähigkeiten lassen sich verheerende Kettenreaktionen auslösen (verheerend sowohl für den Spieler als auch für die Gegner), welche sowohl dem Gegner als auch dem Spieler großen Schaden zufügen können und die Kämpfe angenehm chaotisch und unvorhersehbar machen. Manchmal liegt zwischen Sieg und Niederlage nur eine einzige clevere Idee. Das macht zwar viel Spaß, macht die Kämpfe allerdings auch sehr langsam und bisweilen träge. Vor allem gen Ende zieht sich das Spiel deshalb deutlich. Man sollte also etwas Geduld mitbringen. Wenn man diese hat und taktische Rundenkämpfe mit der richtigen Dosis Chaos mag, ist mit D:OS auf jeden Fall gut bedient.
Ich persönlich war lange skeptisch, weil ich nicht nur Gutes über das Spiel gehört hatte. Jetzt, da ich es gespielt habe, fand ich es überraschend gut (mit Abstrichen). Zunächst das Gute: Auch, wenn es hie und da Ausreißer nach unten gab, haben mir die Quests sehr gut gefallen. Fast immer bieten einem die Quests Raum für mehrere Lösungsmöglichkeiten, wobei Entscheidung oft wirkliche Konsequenzen haben: Z.B. habe ich einmal einen Questgeber hintergangen und eine wichtige Information vorenthalten. Später im Spiel fand dieser das heraus und vereitelte mir eine andere Quest, indem er den Questgeber kurzerhand umbringen ließ. Die Art und Weise, wie unterschiedliche Quests hier aneinandergreifen scheint mir ziemlich einzigartig und ist wahrscheinlich der stärkste Punkt von Elex. Am zweitstärksten ist wohl die Erkundung: Wie bei PB-Spielen üblich, ist an jeder Ecke etwas versteckt und es macht Spaß, jeden Winkel der Welt zu durchforsten. Natürlich hat Elex auch die PB typischen Schwächen: Das Kampfsystem ist Mist, ebenso die Story, für die Dialoge gibt es auch keinen Literaturnobelpreis. Als langjähriger PB-Fan habe ich zwar eine gewisse Toleranz für diese Schwächen entwickelt, doch stören tun sie mich trotzdem. Enttäuschend ist für mich vor allem, wie kulissenhaft die Welt und die Fraktionen wirken. Während in Gothic leicht nachvollziehbar war, wie die Fraktionen entstanden sind, welche Ziele sie verfolgen und warum sie diese verfolgen, sind die Fraktionen in Elex einfach da. Desweiteren ist jede der Fraktionen auf ihre Art scheiße, am liebsten möchte man sich keiner anschließen. Grundsätzlich sind sie voller Arschlöcher und folgen irgendwelchen dummen, nicht nachvollziehbaren Regeln, welche dann aber merkwürdigerweise für den Spieler nicht gelten. Nie fühlt es sich an, als wäre man selber ein Teil der Fraktion oder der Welt, was schade ist, da genau das eigentlich das besondere an PB-Spielen ist. Von daher kann ich das Spiel auch PB-Fans nicht bedingungslos empfehlen.
Zugegeben, ich habe mehrere Anläufe gebraucht, um das Spiel zu verstehen. Viele Konventionen, die man als heutiger Spieler für selbstverständlich hält, sind in diesem Spiel nicht gegeben. Viele essentielle Informationen (z.B. wie man zaubert) werden nur im Handbuch erklärt, weshalb man dieses vor dem Spielen zumindest überfliegen sollte. Die größte Hürde ist es aber, herauszufinden, was man im Spiel genau machen muss. Im Gegensatz zu anderen Rollenspielen gilt es nämlich nicht, die Welt zu retten sondern die acht Tugenden Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Ehre, Spiritualität, Mitgefühl, Selbstaufopferung und Bescheidenheit zu vervollkommnen und so den Bewohnern der Welt Britannias zum strahlenden Vorbild (zum "Avatar") zu werden. Dabei kann es durchaus zu Konflikten zwischen verschiedenen Tugenden kommen. Wenn man zum Beispiel unschuldige Tiere wie Schlangen oder Ratten tötet, führt dies zu einem Malus in Mitgefühl, Gerechtigkeit und Ehre, wenn man vor ihnen davon läuft, verliert man Tapferkeit. Zum ersten Mal in einem Rollenspiel muss man also über die eigenen Handlungen reflektieren und deren Richtigkeit reflektieren. Das Spiel lässt sich grob gesagt in zwei Teile unterteilen. Im ersten Teil reist man auf der Oberwelt von Stadt zu Stadt, übt sich im tugendhaften Handeln und sucht nach Hinweisen, wo sich diverse Questgegenstände befinden könnten, im zweiten Teil erkundet man die Dungeons, in denen weitere Questitems versteckt sind. Während ich beim ersten Teil viel Spaß hatte, wurde der zweite Teil zunehmend zur Fleißarbeit. Die Dungeons sind nämlich extrem kampflastig und das Kampfsystem ist anspruchslos und spielt sich extrem träge, vor allem, wenn man gegen Ende des Spiels mit einer Gruppe von 8 Charakteren spielt. Letztendlich ist es ein spielmechanisch gnadenlos veraltetes, aber eben auch ein bahnbrechendes, noch heute einzigartiges Spiel. P.S.: Es empfiehlt sich, mit jedem NPC zu reden und sich Notizen über das gesagte zu machen.
Fallout ist ein Spiel, das sehr viele großartige Ideen teilweise grottig umsetzt. Positiv hervorzuheben die schiere Zahl an Möglichkeiten, die das Spiel dem Spieler lässt. Solange man den Wasserchip rechtzeitig findet, kann man tun und lassen, was man will und viele Quests bieten eine Vielzahl an unterschiedlichen Lösungsmöglichkeiten. Das haut zwar heutzutage niemanden mehr vom Hocker, da es inzwischen viele Rollenspiele gibt, die Quests mit mehreren Lösungsmöglichkeiten haben. In wenigen Spielen ist das aber so gut gelungen, wie in Fallout, wo es je nach Charakterbuild deutlich verschiedene Lösungen gibt. Als dummer Charakter spielt sich das Spiel z.B. ziemlich anders, als mit einem durchschnittlich intelligenten Charakter. Eine weitere Stärke von Fallout ist der sehr atmosphärische Soundtrack, der eine sehr beklemmende Endzeitstimmung aufkommen lässt. Gerade die neuen Fallout-Teile wirken da doch deutlich alberner und leichtherziger (auch wenn die Albernheit schon mit Fallout 2 ihren Anfang nimmt). Leider ist das Spiel in vielen Punkten nicht ganz ausgereift. Die Begleiter-KI ist eine absolute Katastrophe. Oft muss man einen Spielstand laden, weil der Begleiter wieder etwas Dummes gemacht hat oder einen Durchgang versperrt. Mehr als einmal hat mir mein Begleiter auch rücksichtslos in den Rücken geschossen. Da ist man regelrecht erleichtert, wenn sich der Begleiter durch eine seiner hirnlosen Aktionen selbst umbringt. Von der deutschen Version (die anders als von anderen Reviewern behauptet, in der GoG-Version enthalten ist) ist dringend abzuraten. Nicht nur ist die Qualität der Übersetzung eher mäßig, auch wurden die detaillierten Todesanimationen aus dem Spiel entfernt, was dem Spiel viel von seinem Flair nimmt. Außerdem fehlenen die tieferen Ebenen eines gewissen Dungeons (die Schlüsselkarte dorthin befindet sich im Inventar einer Leiche, die aus dem Spiel geschnitten wurde), wodurch einem einige gute Gegenstände und interessante Dialoge verwehrt bleiben.
Das überschwängliche Lob, das Dragon Age damals eingefahren hat lässt sich wohl nur dadurch erklären, dass Rollenspiele dieser Art anno 2009 ziemlich rar gesät waren, und die Präsentation für ein Party-Rollenspiel alter Schule recht gut war. Das neue Baldur's Gate, als das es damals angepriesen wurde, ist es sicher nicht, und auch mit späteren Bioware-Titeln wie Neverwinter Nights oder Kotor kann es nicht wirklich mithalten. Dabei ist es auf den ersten Blick kein schlechtes Spiel. Die englischen Sprecher (die deutsche Übersetzung und Vertonung ist weniger gelungen) sind teilweise sehr, sehr gut, auch wenn die Qualität der Dialoge schwankt, und es gibt interessante Zauberkombos (z.B. lassen sich gefrohrene Gegner durch andere Zauber zerschmettern). Was stört, ist die allgemeine Einfallslosigkeit, die das ganze Spiel zu durchziehen scheint. Die Rassen- und Klassenauswahl ist ziemlich schnarchnasig, das Setting ist 08/15-Fantasy, die Handlung ist eine generische Rette-die-Welt-Handlung, die ewig vor sich her dümpelt, während man Bioware-typisch eine feste Zahl von Nebenschauplätzen abläuft. Die Hauptquests bestehen hauptsächlich aus viel zu langen Levelschläuchen, in denen man sich durch die immer gleichen Gegnerhorden metzelt. Interessanten Loot gibt es kaum. Kaum ein Gegenstand ist besser, als die DLC-Gegenstände, die einem von Anfang an das viel zu kleine Inventar vollstopfen. Die einzigen Nebenquests die ein bisschen was taugen, sind die DLC-Quests, in denen man größtenteils aber auch nichts Anderes macht als in den Hauptmissionen (dafür sind die Levelschläuche deutlich kürzer, was sie nicht ganz so öde macht). Die Begleiterquests sind ein absoluter Witz und bestehen vielleicht aus zwei/drei Dialogen. Alles in allem ist es zwar kein besonders schlechtes Spiel, verblasst aber vor den selbstgesetzten Vorbildern (Baldur's Gate, Planescape:Torment etc.) Als Einstieg in diese Art Rollenspiele ist es vielleicht nicht schlecht, für Veteranen aber eher enttäuschend.